Wie im Büro, aber lauter

Eigentlich hatte ich immer gedacht, ich könnte meinen Job von überall aus erledigen, wo ich einen Computer und eine Internet-Verbindung habe. Ich arbeite im digitalen Vertrieb und in der Herstellung im Bereich E-Produkte, programmiere, bestücke die V&R eLibrary; gedruckte Bücher wandern also normalerweise ohnehin nicht über meinen Schreibtisch. Das Leben mit Corona (oder besser gesagt: das Leben trotz Corona) verlangt von uns allen bestimmte Einschränkungen, nicht nur im Arbeitsleben. Die Ausflüge ins Fitnessstudio wurden zu Jogging-Runden mit Slalom-Sicherheitsabstand um andere Menschen herum, der wöchentliche Yoga-Kurs findet jetzt alleine in meinem Schlafzimmer statt.

»I hear the phone / it rings so violently«

Der Weg ins Home Office war ein kurzer. Buchstäblich, denn ich wohne nicht so weit vom Verlag entfernt. Der Dienstlaptop wurde schnell aufgebaut, der zweite Bildschirm steht (anders als Jacqueline [Blogbeitrag vom 9. April, Anm. der Redaktion] habe ich nicht aufgepasst und mir aus dem Büro den mit der schlechteren Auflösung mitgenommen, aber hey, man kann schließlich nicht alles haben), Software-Lücken gibt es keine und ich kann loslegen. »I hear the phone / it rings so violently«, singt Tom DeLonge aus meinem Handy, auf das ich mein Diensttelefon umgeleitet habe – der Anschluss zur Außenwelt funktioniert also ebenfalls. Alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Telefonkonferenzen, die in Dauer und Häufigkeit für mir gegenübersitzende Kolleginnen früher nicht immer einfach zu bewältigen waren, stellen jetzt keine Hürde mehr da. Auch die mechanische Tastatur, die man als Computer-… Enthusiast natürlich hat, kommt hier voll zur Geltung. Im Büro würde mich der Geräuschpegel dagegen vermutlich nicht unbedingt in der Gunst meiner Kolleginnen steigen lassen. Nichts kann mich aufhalten!

Unterschiede nur in der Lautstärke

Im zweiten Augenblick kamen beim Umzug ins Home Office dann doch ein paar Fragen auf. Würden morgendliche Telefonate nicht vielleicht meine Mitbewohnerin wecken? Lasse ich mich zu Hause nicht viel zu leicht ablenken? Immerhin steht der Fernseher gleich rechts von mir und die Wohnung will auch auf Vordermann gehalten werden – nichts was im normalen Büroalltag irgendwie verlockend erscheint. Glücklicherweise erwiesen sich beide Sorgen als unbegründet. Die Dame des Hauses ist entweder früh bei ihrer eigenen Arbeit oder lässt sich von mir nicht stören. Außerdem ist meine Arbeit so immersiv, dass ich mich gut darin verlieren kann und oft so sehr versunken bin, dass für Ablenkungen gar keine Zeit bleibt. Das hat in diesen Tagen manchmal auch etwas Tröstliches, so zu tun als würde die Welt um mich herum für einen Moment nicht existieren.
Klar, so ganz dasselbe ist es dann trotzdem nicht. Wir sprechen zwar jeden Morgen mit der Abteilung – dank Webcam wissen die Kolleginnen jetzt wie vorbildlich aufgeräumt es in meinem Zimmer ist! – aber das ist natürlich nicht dasselbe. Ich habe es schon verschiedene Male erlebt, dass gute Ideen durch Gespräche in zufälligen Begegnungen auf dem Flur im Büro entstanden sind. Die Möglichkeit gibt es im Home Office natürlich nicht so ohne Weiteres.

Gut, eine kleine Ablenkung und Änderung zum normalen Büro-Alltag gibt es dann doch. Ich mache in meiner Freizeit gerne Musik, eins der wenigen Hobbies, die im privaten Rahmen nicht durch Covid-19 beeinträchtigt werden. Die Mittagspausen sind jetzt etwas lauter als sonst üblich.

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