Wege zum Menschen 2021 Jg. 73, Heft 5

Abschiede und Trauer gehören zum menschlichen Leben. Trauer selbst ist ein Zeichen von Lebendigkeit. Sie ist Konsequenz dessen, dass wir uns auf etwas, auf jemanden, auf das Leben eingelassen, uns hingegeben, uns gebunden haben, von dem:der nun Abschied zu nehmen ist. Wer trauert, geht aktiv mit seinem:ihrem Verlust um. Wer nach dem Sinn des Lebens fragt, arbeitet dem eigenen Heilungsprozess zu. Abschiede werden nicht nur notwendig im zwischenmenschlichen Bereich, wenn es etwa um Trennungen bzw. Scheidungen und Todesfälle geht. Sie betreffen auch lieb gewonnene Gewohnheiten, Weltsichten und das eigene Selbstverständnis. Welche Praktiken des Abschiednehmens und der Trauer begegnen uns gegenwärtig? In welche Abschiede und in welche Trauerprozesse zwingt uns die gegenwärtige pandemiebedingte Situation hinein, je individuell, aber auch gesellschaftlich? Abschieds- und Trauerprozesse sind potenziell immer auch Transformationsprozesse. Wie können wir offen und konstruktiv mit ihnen umgehen, wenn – wie jetzt in Zeiten von COVID-19 – neu ausgelotet werden muss, wie Interaktion und Kommunikation möglich sind, welche Grundsicherungen verlässlich sind, und wie wir Menschen auf der Grundlage welcher zu priorisierender Werte unser Zusammenleben gestalten wollen? Diesen und ähnlichen Fragen geht das Themenheft nach.