Methodisten: Name – Deutung – Wirkung – Gestaltung
Eine kontinentaleuropäische Perspektive
Die Studie zeigt, wie die europäische Kirchenkultur aus der Reformationszeit mit territorial und flächendeckend organisierten Staatskirchen in Amerika um eine andere Kirchenkultur auf der Basis der Religionsfreiheit ergänzt wurde. Zuerst begegneten sich diese beiden Typen durch die Auswanderer in Amerika. Später erlebten Kirchen aus den USA in Europa Zurückweisungen. Das Aufeinandertreffen dieser Kirchenkulturen führte dort wie hier zu Konflikten. Am Ende wird jedoch ein Paradigmenwechsel sichtbar. Die europäischen Kirchen wurden über Jahrhunderte durch ihren flächendeckenden Alleinanspruch zu »Betreuungskirchen«. Die methodistische Tradition, um die es in dieser Studie geht, ist geschichtlich durch ihre ursprüngliche Praxis, ihre Theologie und ihre Ordnung als »Missionskirche« organisiert. Karl Heinz Voigt schildert konkret das Aufeinandertreffen und zeigt darin die speziell europäische Erfahrung.
For the first time, Karl Heinz Voigt presents an overview of the four most common uses of the term "Methodist" in Germany: "Catholic Methodists" (17th century), "Pietist Methodists" (18th century), "Methodists of Wesleyan tradition" (19th century) and "Methodists within the Landeskirche". Additionally, he demonstrates that the term "Methodist" was interpreted in a wrong or misleading manner at universities, in literature and school books during the 19th century. When Methodists began their mission in Germany around 1850 two church cultures collided: one that was state-oriented and one which had developed in freedom of religion. Eventually, he concludes that, starting with John Wesley, since the founding of the church in 1784 there has been an ongoing and unplanned ecclesiological change of paradigm. Instead of local "Ministering churches" the Methodists organised a worldwide "Missionary Church".
"Missionskirche" statt "Betreuungskirche"
In seinem voluminösen Werk zeichnet Karl Heinz Voigt ein detailreiches Bild von den Beziehungen methodistischer Kirchen zu ihren jeweiligen konfessionellen Konkurrenten: Das erläutert er in zwei Kapiteln anhand von Aussagen zum Namen „Methodisten“. Im folgenden Kapitel bringt er dies in Verbindung zu Unterschieden zwischen ihnen und anderen Kirchen, wofür er als Kategorie den Begriff „Kirchenkultur“ verwendet. Anschließend stellt er organisatorische Rahmendaten während des Aufkommen des Methodismus mit Schwerpunkt Deutschland vor, um im fünften und letzten Kapitel kurz auf Momente der gegenwärtigen Situation in der Evangelisch-methodistischen Kirche einzugehen. Dabei konzentriert er sich auf das 18. und wesentlich auf das 19. Jahrhundert. Er schließt mit einem indirekten Appell, daß die Methodisten wieder Kirche als Missionsorganisation verstehen sollten.
Dieses Werk stellt einen weiteren wichtigen publizistischen Schritt dar im langen Leben von Karl Heinz Voigt als Kirchenmann und Geschichtsforscher, der sich in der methodistischen Identitätsfindung durch eine historische Selbstvergewisserung vermehrt mit den Begrenzungen der Möglichkeiten als Institution aufgrund äußerer Widrigkeiten befaßt, wie sie für das religiöse Leben durch andere Denominationen geschaffen wurden. Ungeachtet aller negativen Aspekte verliert Voigt nicht seine positive Haltung, die auch im Duktus durchweg spürbar bleibt.
Das Buch bietet viele Informationen für Historiker, die sich intensiv mit dem deutschen Methodismus und seinem Image, den entsprechenden Voraussetzungen und Auswirkungen befassen möchten. Zugleich schärft es die Wahrnehmung für Positionen anderer Kirchen und lenkt den Blick auf das Geflecht von theologischen Entwicklungen über organisationsbasierte Einstellungen bestimmter Personen bis hin zu rechtlichen Gegebenheiten für eine kirchliche Tätigkeit.
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- Karl Heinz Voigt
- Karl Heinz Voigt ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche. Er hat als Ökumene-Beauftragter Jahrzehnte in ökumenischen Gremien mitgewirkt. 2007 erhielt er in den USA für seine historischen Forschungen den Distinguished Service Award.
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- Jochen Flebbe (Hg.),
- Görge K. Hasselhoff (Hg.)
- Benedikt K. Bauer (Hg.),
- Kristina Göthling-Zimpel (Hg.),
- Anna-Katharina Höpflinger (Hg.)
- Paul Nolte (Hg.),
- Ute Frevert (Hg.),
- Sven Reichardt (Hg.)