Interkulturelles Management, das sich mit interkulturellen Interaktionen in Arbeitskontexten beschäftigt, hat sich in mehreren Jahrzehnten zu einem faszinierenden und zugleich relevanten Forschungs- und Praxisfeld entwickelt. Interkulturalität, die durch kulturelle Unterschiedlichkeit und damit einhergehende divergierende Bedeutungs- und Interpretationsspielräume der Akteure gezeichnet ist, wird in Arbeitssituationen aufgrund divergierender Erwartungen, Normen und Interpretationsweisen der Handelnden oft als irritierend und konflikthaft beschrieben (Critical Incidents).
Interessanterweise dominiert in Forschung und Praxis des Interkulturellen Managements eine relativ einseitige problemorientierte Ausrichtung: vor allem wird der schwierige Umgang mit kultureller Unterschiedlichkeit in Interaktionssituationen thematisiert (interkulturelle Konfliktualität). Dagegen werden konstruktive und bereichernde Aspekte kultureller Unterschiedlichkeit (interkulturelle Komplementarität), die sich durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Erfahrungen, Perspektiven und Kompetenzen der Interaktionspartner ergeben, weitgehend vernachlässigt.
Konstruktives interkulturelles Management (KIM) wird definiert als der bewusste Umgang mit Kulturspezifika und kultureller Vielfalt in organisationalen Kontexten, bei dem es gelingt durch gegenseitige Anpassungs- und Entwicklungsprozesse, Spezifika nicht als störende, sondern als bereichernde und sich ergänzende Ressourcen so konstruktiv zu nutzen, so dass ein Mehrwert für die Organisationen und ihre Akteure entsteht.
Da Lebens- und Arbeitswelten zunehmend internationaler werden und Organisationen in Zukunft noch stärker mit interkulturellen Herausforderungen konfrontiert sein werden, ist konstruktives interkulturelles Management ein ausbaufähiges integratives Konzept, das als Orientierung zahlreicher interkulturell wirkender Entwicklungs- und Integrationsmaßnahmen in Organisationen dienen kann. Aus systemischer Sicht handelt es sich also um einen lösungsorientierten Ansatz.
Das Buch hat deshalb zum Ziel sich mit der Thematik konstruktiver Interkulturalität im Management zu beschäftigen, diese theoretisch-konzeptionell anhand der Forschung herzuleiten und anwendungsorientiert empirisch anhand von Fallbeispielen zu illustrieren.
Somit wird gezeigt, wie kulturelle Unterschiedlichkeit durch eine bewusste Kombination komplementärer Elemente in Organisationen konstruktiv und synergetisch genutzt werden kann.
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- Christoph Barmeyer
- Dr. Christoph Barmeyer ist Inhaber des Lehrstuhls für Interkulturelle Kommunikation an der Universität Passau und regelmäßiger Gastprofessor für Interkulturelles Management der Ecole de Management Strasbourg/Université Strasbourg.
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