Für das Kind ergibt es Sinn!
Herausforderndes Verhalten in Kita und Kindertagespflege verstehen und begleiten
Herstellerinformationen: Brill Deutschland GmbH, Wollmarktstr. 115, 33098 Paderborn / Deutschland, productsafety@degruyterbrill.com
»Das Buch ist ein Plädoyer für herausgeforderte Kinder, ihren guten Grund zu verstehen und sie zu unterstützen sowie gleichwürdige und integritätswahrende Beziehungen in Kita und Tagespflege zu leben. Neben fachlich fundierten Wissen, welches dicht mit der Praxis verwoben ist, finden pädagogisch Tätige in dem Buch viele Impulse zur Selbst- und Teamreflexion zur Überprüfung der eigenen Haltung und für ihre pädagogische Arbeit mit herausgeforderten Kindern. Ebenso finden Aus-, Fort- und Weiterbildner*innen wertvolle Impulse für ihre Bildungspraxis.«
Alexandra Großer, socialnet Rezensionen, 21.10.2024
„Für das Kind ergibt es Sinn!“ von Heike Baum und Helia Schneider
Das Buch „Für das Kind ergibt es Sinn!“ von Heike Baum und Helia Schneider widmet sich einem wichtigen Thema der pädagogischen Praxis: dem Verstehen und Unterstützen von Kindern, deren Verhalten uns herausfordert. Dabei betonen die Autorinnen, dass jedes Verhalten eines Kindes einen „guten Grund“ hat – auch wenn es für Erwachsene zunächst unverständlich erscheint. Mit fundiertem Wissen und praxisnahen Beispielen laden sie dazu ein, hinter die Kulissen des Verhaltens zu blicken und Kinder mit einer wertschätzenden, integritätswahrenden Haltung zu begleiten.
Kapitel 1: Vorbemerkung und Begriffserklärung
Zu Beginn erläutern die Autorinnen die Begriffe, die für Kinder, die herausgefordert sind, verwendet werden, und machen auf einen ressourcenorientierten Blick aufmerksam. Häufig wird der Begriff „herausfordernd“ mit negativen Begriffen gleichgestellt, wie: „schwierigen Kindern“ oder gar „Problemkindern“. Sie zeigen auf, wie wichtig es ist, das Verhalten von Kindern ganzheitlich zu betrachten und dabei nach den Ursachen für das herausfordernde Verhalten zu fragen. Es geht darum, Verhaltensbotschaften zu entschlüsseln und eine Haltung einzunehmen, die das Kind und seine Bedürfnisse ernst nimmt.
Kapitel 2: Was fordert Kinder heraus
Dieses Kapitel beleuchtet, was Kinder im Alltag besonders fordert. Die Autorinnen thematisieren zentrale Aspekte wie Beziehungsbotschaften, soziale Interaktionen und stressauslösende Rahmenbedingungen. Hierbei beschreiben sie viele beispielhafte Situationen, die ihnen oder anderen pädagogischen Fachkräften im Alltag begegnen. Sie erklären, wie Kinder Stress erleben und zeigen konkrete Wege auf, wie Erwachsene durch Orientierungspunkte und unterstützende Beziehungen Kindern in belastenden Momenten helfen können. Die Autorinnen machen auch deutlich, dass Kinder nicht nur in ihren Fähigkeiten, sondern auch in ihren Bedürfnissen oft noch nicht in der Lage sind, mit dieser Komplexität umzugehen. Sie können mit zu vielen Anforderungen überlastet sein, was dazu führen kann, dass sie herausgefordert sind und das wiederrum mit ihrem Verhalten zeigen. Ein zentrales Element dieses Kapitels ist der Begriff der Beziehungsgestaltung. Stabilität und Verlässlichkeit in der Beziehung zu Bezugspersonen werden als wichtige Grundlage beschrieben, die es dem Kind ermöglichen, sich sicher und unterstützt zu fühlen. In diesem Kapitel werden außerdem Schlüsselsituationen des Kita-Alltags beschrieben und wie sie gestaltet werden können, damit Kinder überhaupt nicht erst herausgefordert sind.
Kapitel 3: Was bedeutet es, bedürfnisorientiert zu arbeiten?
Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wird hier erläutert, wie bedürfnisorientiertes Arbeiten gelingt. Es geht nicht nur um die Bedürfnisse der Kinder, sondern auch um die der Fachkräfte, die ebenfalls gefordert sind. Sprache und Kommunikation nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, da sie das Selbstwertgefühl von Kindern nachhaltig beeinflussen können. Konflikte, die durch unterschiedliche Bedürfnisse entstehen, werden als Lerngelegenheiten betrachtet, bei denen Erwachsene Kinder einfühlsam begleiten können. Wie können Erwachsene den Kindern helfen, ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken? Wie können Erwachsene adultistische Denkweisen bei sich erkennen und diese ablegen? Die Autorinnen machen klar, dass dies nicht nur durch Worte, sondern auch durch die Art und Weise der Reaktion auf das Verhalten des Kindes gelingt. Geduld, Empathie und das Zulassen von Emotionen sind hier wichtige Begriffe. Das Kapitel beschreibt auch, wie eine Balance zwischen Struktur und Flexibilität hergestellt werden kann. Auf der einen Seite brauchen Kinder Orientierungspunkte auf der anderen Seite müssen Tagesabläufe flexibel genug sein, um auf die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes einzugehen.
Kapitel 4: Kindeswohl und Kinderschutz wahren, auch wenn Kinder herausfordernd sind
In diesem Kapitel wird der Schutz des Kindeswohls thematisiert. Es wird betont, dass der Schutz des Kindes niemals auf Kosten des eigenen Wohlbefindens der Fachkraft oder der anderen Kinder gehen darf. Die Autorinnen bieten hier pragmatische Lösungsansätze für Konflikte und beschreiben Wege, wie man in Momenten von Wut, Aggression oder Verzweiflung angemessen reagieren kann. Es wird eine klare Linie vertreten, dass Gewalt keine Lösung ist, und dass in jeder Situation der Dialog mit dem Kind gesucht werden muss.
Kapitel 5: Was fordert pädagogische Fachkräfte heraus?
Dieses Kapitel richtet sich an die Fachkräfte und zeigt auf, wie sie ihre eigenen Glaubenssätze und Prägungen reflektieren können und ihr Verhalten gegenüber Kindern danach anpassen können. Die Autorinnen diskutieren, wie Fachkräfte sich selbst gegenüber achtsam bleiben müssen, um nicht in eine Überforderung oder gar Erschöpfung zu geraten. Sie geben wertvolle Hinweise, wie man seine eigene Resilienz stärkt, Stressfaktoren frühzeitig erkennt und Strategien entwickelt, um diesen zu begegnen. Das Kapitel geht davon aus, dass Fachkräfte durch eine klare Reflexion ihres eigenen Verhaltens und ihrer eigenen Reaktionen eine Vorbildfunktion für Kinder übernehmen können und auch sollten. Es wird ein starkes Augenmerk auf Supervision und Austausch im Team gelegt, um die emotionale Belastung gemeinsam zu bewältigen und zu verarbeiten.
Kapitel 6: Zusammenarbeit mit Eltern und Familien
Die Zusammenarbeit mit Eltern wird als unverzichtbarer Bestandteil in der Arbeit mit Kindern, die herausgefordert sind beschrieben. In diesem Kapitel wird vermittelt, wie Fachkräfte den Dialog mit Eltern auf Augenhöhe führen können, um gemeinsame Lösungen für das Kind zu finden. Dabei geht es nicht nur um die Lösung konkreter Verhaltensprobleme, sondern auch um die Unterstützung der Eltern in ihrer Rolle als Erziehungsperson. Die Autorinnen betonen, wie wichtig es ist, den Eltern zuzuhören, ihre Perspektiven zu verstehen und sie in die Verantwortung zu integrieren, ohne dabei Schuldzuweisungen oder Vorwürfe zu machen. Besonders in schwierigen Fällen kann eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachkräften und Eltern dazu beitragen, das Wohl des Kindes zu fördern und zu stabilisieren.
Kapitel 7: Was wäre wenn… Eine Schlussbemerkung
Im abschließenden Kapitel werfen die Autorinnen einen Blick in die Zukunft der pädagogischen Arbeit und malen sich eine Vision aus, von einer Gesellschaft, in der Kinder als vollwertige Individuen wahrgenommen werden. Sie fordern dazu auf, das Bildungssystem und die Gesellschaft insgesamt so zu gestalten, dass die Bedürfnisse von Kindern stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. Ein zentrales Element dieser Vision ist die Förderung von Empathie und Verständnis, sowohl auf Seiten der Erwachsenen als auch der Kinder. Die Autorinnen schließen mit einem Appell, dass die Arbeit mit Kindern immer wieder hinterfragt und weiterentwickelt werden muss, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Fazit
Dieses Buch ist ein guter Wegweiser für eine gleichwürdige, integritätswahrende, respektvolle und empathische Pädagogik, die das Kind mit all seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellt. Die klare Struktur, die anschaulichen Beispiele und die tiefgehenden Reflexionsimpulse machen es zu einer unverzichtbaren Ressource für Fachkräfte, die ihre Haltung hinterfragen und ihre Arbeit mit herausgeforderten Kindern weiterentwickeln möchten. Es regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern bietet auch konkrete Hilfestellungen, um den pädagogischen Alltag stressfreier und erfolgreicher zu gestalten.
Ein Buch, das zum Verstehen beiträgt
Wie können wir Kinder in ihrer Entwicklung besser verstehen und begleiten, besonders dann, wenn ihr Verhalten uns herausfordert? Die Autorinnen Heike Baum und Helia Schneider gehen dieser Frage in ihrem Buch, das im Vandenhieck&Rupprecht Verlag erschienen ist, auf den Grund und plädieren für einen ressourcenorientierten und gleichwürdigen Umgang mit Kindern in der Kita und Tagespflege. ? Jedes Verhalten von Kindern ergibt aus ihrer Sicht Sinn – auch wenn Erwachsene es als unangemessen empfinden. Das Buch lädt dazu ein, die Botschaft hinter dem Verhaltenzu entschlüsseln. ? Mit anschaulichen Praxisbeispielen, Reflexionsimpulsen und konkreten Tipps zeigt das Buch, wie wir herausgeforderten Kindern begegnen können. Es regt zur Selbstreflexion an und ermutigt pädagogische Fachkräfte, ihre eigene Haltung und die Beziehung zu den Kindern kritisch zu hinterfragen. Die systemische Perspektive wird dabei konsequent eingebunden: Kinder verhalten sich oft aufgrund von Herausforderungen in den Systemen, in denen sie aufwachsen – sei es die Familie, die Kita oder das gesellschaftliche Umfeld. ? Die Autorinnen verdeutlichen, dass es unsere Verantwortung als Erwachsene ist, gleichwürdige und integritätswahrende Beziehungen zu gestalten. Dabei gilt es, Kinder zu unterstützen, ihren Schmerz zu lindern und ihnen zu helfen, Lösungen zu finden – ohne ihr Verhalten vorschnell zu bewerten. ? Fazit: Dieses Buch ist mehr als eine Lektüre – es ist ein praxisnahes Plädoyer für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit Kindern. Pädagog*innen finden darin wertvolle Impulse für die Arbeit im Team, für die Selbstreflexion und für die Zusammenarbeit mit Eltern. ? Ein Buch, das auf meinem Büchertisch als wertvolle Ergänzung steht.
-
- Heike Baum
- Heike Baum ist Erzieherin, Spielpädagogin, Supervisorin (DGSv), Gruppendynamikerin und Balintgruppenleiterin. Als freiberufliche Seminarleiterin qualifiziert sie pädagogische Fachkräfte in Krippe, Kita, Hort und der Kindertagespflege (Angebotsportfolio unter www.heike-baum.de). Sie führt eine eigene Praxis für Supervision und Coaching und ist als Autorin durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen von pädagogischen Fachbüchern bekannt, welche in über zehn Sprachen übersetzt wurden. Die...
mehr...
-
- Helia Schneider
- Helia Schneider ist selbstständige Fort- und Weiterbildnerin, Supervisorin (DGSv), Coach, Autorin und ehemalige Kita-Leitung. Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Bildungsmanagement und ist Psychodrama-Praktikerin, Erlebnispädagogin, Heilerziehungspflegerin, Fachwirtin für Organisation und Führung und freiberufliche Redakteurin bei „kindergarten heute – das Leitungsheft“ (Angebotsportfolio unter ww.helia-schneider.de). Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen ebenso in der Seminararbeit zu...
mehr...
- Deutsche Gesellschaft f. Prävention (Hg.)