Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 2024 Jg. 71, Heft 3

Die MITTEILUNGEN des Deutschen Germanistenverbandes widmen sich jeweils einem fachwissenschaftlichen, fachdidaktischen, wissenschafts- oder bildungspolitischen Schwerpunktthema.

Das Heft will einen intensiveren Anschluss der Mediävistik an die aktuelle Debatte um Hassrede und Invektivität unterstützen, die aktuell in den Sozial-, Kultur-, Medien-, Sprach- und Literaturwissenschaften geführt wird. Ein solcher Anschluss muss die besonderen Rahmenbedingungen mittelalterlicher Textproduktion, -distribution und -überlieferung berücksichtigen. Denn handschriftliche Texte haben nicht nur eine geringere Verbreitung als jüngere Medien wie Drucke, sondern sprechen nur in Ausnahmefällen diejenigen direkt an, die in den Texten beleidigt, geschmäht und herabgesetzt werden. Im Handschriftenzeitalter ist Hassrede eher Propaganda, die sich an Gleichgesinnte richtet, als gezielte Verletzung Einzelner. Ob und wie die Kategorien von Hassrede und Invektivität dennoch für mittelalterliche Texte fruchtbar gemacht werden können, lotet das Heft in Fallbeispielen aus.