Der Band stellt eine Reihe von zeitgemäßen Methoden und Blickwinkeln vor, die es Studierenden ermöglichen, ein zuvor unbekanntes Gedicht auf der Basis sorgfältiger Textbeobachtungen zu analysieren. Die elf Kapitel entsprechen dabei elf exemplarischen Textgesprächen, bei denen jeweils eine Beobachtungshinsicht forciert und als heuristischer Impuls gesetzt wird. Hierzu zählen Aspekte wie die Medialität der Sprache, das ausgestellte Sprechverhalten, textbestimmende Oppositionen, implizite Sympathielenkungsversuche im Text oder auch dessen Rhythmus- und Lautgestaltung. Die Beispielgedichte reichen dabei von kanonisierten Klassikern des 18. Jahrhunderts über romantische Verse, Biedermeier-Gedichte, moderne Lyrik und konkrete Poesie bis hin zu aktuellen Lyrikformen wie Raps.
Gedichte gelten als Texte, die die Darstellungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der Sprache in besonderem Maße exponieren. Im »Gespräch« mit ihnen werden Formulierungsentscheidungen hinterfragt und – soweit möglich – argumentativ plausibilisiert und ausgedeutet. Gedichtanalyse wird dabei nicht als Geschäft der harten Wahrheiten verstanden. Vielmehr ist sie eine bewusst assoziative und spekulative Praxis, die dazu dient, jenseits von wahr und falsch zu nachvollziehbaren Hypothesen zu gelangen und deren Berechtigung selbst graduell einzuschätzen. Gerade hierin besteht ihr Bildungswert als grundsätzliche »Denkschulung«, die gleichermaßen zu Gründlichkeit wie zu Offenheit im Denken anregt und vor allem das Sprachbewusstsein schult.
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- Fabian Wolbring
- Dr. Fabian Wolbrings Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Lyriktheorie, Gegenwartsliteratur und literarische Urteilsbildung. Neben seiner akademischen Tätigkeit betreut er diverse Jugendprojekte im Bereich HipHop und Rap und ist als Rapper, Blogger, Rezensent und Erzähler in den (Sub-)Kulturszenen des Ruhrgebiets unterwegs.
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