Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz. Neue Folge
Universitätsgeschichte nach 1945 ist ein integraler Bestandteil der Geschichte der Gesellschaft. Zwar hatte die Universität immer Sozialbezüge, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dies – gerade in Deutschland – besonders augenfällig: Vor dem Hintergrund der Ideologisierung in der NS-Zeit wurde der Sinn der Institution hinterfragt, es wurden die vermittelten Inhalte und die gesellschaftliche Bedeutung diskutiert.
Waren es nach 1945 zunächst vor allem festliche Anlässe, die zu einer eher traditionellen historischen Beschreibung der jeweiligen Bildungsinstitution geführt hatten, entwickelte sich in den letzten Jahren eine moderne kulturhistorische Universitätsgeschichtsschreibung. Universitätsgeschichte fragt heute im Sinn der These der »Vergesellschaftung von Wissenschaft« (Lutz Raphael) nach der Bedeutung der Institution für soziopolitische Prozesse. Sie fragt nach der Vernetzung von Akteuren in der Universität mit solchen anderer sozialer Gruppen außerhalb der Institution. Sie fragt nach dem Verhältnis von Universität und Öffentlichkeit und nicht zuletzt nach dem Verhältnis der Einzelwissenschaften selbst zur übergreifenden Institution und zum Universitätsgedanken.
Die Schriftenreihe des Mainzer Forschungsverbundes für Universitätsgeschichte fühlt sich diesem Forschungsstrang verpflichtet. Dabei eignet sich vor allem der Standort Mainz für eine Bearbeitung der modernen Universitätsgeschichte: 1946 (neu-) gegründet, wurde die Johannes Gutenberg-Universität von den skizzierten neuen Bestrebungen sofort erfasst. Entnazifizierung, Demokratisierung und Leben in einer pluralistischen Wissens- und Bildungsgesellschaft lassen sich in ihrem historischen Verlauf sehr gut abbilden. Unter dem Titel »Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz – Neue Folge« widmet sie sich speziell der Zeit nach 1945, ohne dabei Arbeiten zur Geschichte der alten Mainzer Universität gänzlich auszuklammern.