Glaubenswahrnehmung und Selbsterkenntnis
Jonathan Edwards’ theologia experimentalis
Der amerikanische Theologe Jonathan Edwards (1703–1758), Calvinist puritanischer Prägung, Ethiker und Religionspsychologe, ist in der deutschen Theologie wenig beachtet worden. Diese Darstellung von Edwards’ theologischer Anthropologie an der Schnittstelle von reformatorischer Rechtfertigungslehre und amerikanischem Pragmatismus, zwischen Erweckungsbewegung und Aufklärung, bietet außerdem eine biographische und eine forschungsgeschichtliche Einführung. In seiner Auseinandersetzung mit dem Spektrum der menschlichen Möglichkeiten kommt Edwards immer wieder zu dem Schluss, dass der Mensch zu vielem fähig ist, was sich bei genauem Hinsehen als Verwechslungsgestalt »wahrer Tugend« und des rechten Gottesverhältnisses erweist. Edwards demaskiert religiöse und moralische Erscheinungen und stößt dabei auf das Herz der Wirklichkeit, auf den menschlichen Willen mit seinen Affekten. Aus der breiten Untersuchung von Edwards’ sehr unterschiedlichen Schriften kristallisiert sich seine Anthropologie der menschlichen Unentschuldbarkeit heraus als pragmatische Antwort auf das theologische Problem der Souveränität Gottes, vor dem der Mensch zeit seines Lebens mit leeren Händen dasteht, so dass sich jeder Griff nach der Erscheinung als Ringen um Wirklichkeit gestalten muss. Dabei ist Edwards’ Religionspsychologie nicht einfach ein Transfer europäischer Anthropologie nach Amerika, sondern eine eigenständige Darstellung religiöser Selbsterkenntnis.
- Michael Basse (Hg.),
- Gerard den Hertog (Hg.)
- Christoph Ramstein (Hg.),
- Christiane Tietz (Hg.),
- Philip G. Ziegler (Hg.),
- Jacqueline Eller (Hg.)
- Kirsten Busch Nielsen (Hg.),
- Ulrik Becker Nissen (Hg.),
- Christiane Tietz (Hg.)