Von der Physikotheologie zum Vitalismus?
Transformationen des Verhältnisses von Naturforschung und Religion im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert
Gegen die frühere Auffassung, mit der sogenannten Aufklärung des 18. Jahrhunderts sei die Säkularisierung von Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft verbunden gewesen, belegen die Beiträge des vorliegenden Bandes nicht die Trennung, sondern Neubestimmungen des weiterhin engen Verhältnisses von Religion und den entstehenden Naturwissenschaften im langen 18. Jahrhundert. Dabei geraten die Transformationen der bisher die Geschichtsschreibung dominierenden älteren „Physikotheologie“ in den Blick. Deren mechanistische und rationalistische Akzentuierungen waren insbesondere mit der theologischen Philosophie der Leibniz-Wolffschen Schule verbunden gewesen und haben bestimmte Weisheits- und Vernunftsvorstellungen auf einen göttlichen Heilsplan für die gesamte Natur übertragen. Im späteren 18. Jahrhundert wurden diese Vorstellungen zunehmend durch hermetische, theosophische und schließlich um „okkulte“ Kräfte angereicherte vitalistische Modelle ergänzt, die die Geschichtsschreibung der modernen Naturwissenschaften nicht selten als esoterisch oder pseudowissenschaftlich charakterisiert und teilweise komplett ausgeblendet hat. In den Fokus geraten nun die theologischen und in einem weiteren, fächerübergreifenden Sinne religiösen Implikationen unter anderem einer Physikotheologie als Frömmigkeitsform und Sammlungskonzept, des Mesmerismus, eines „aufgeklärten Vitalismus“ (P.H. Reill) und der sogenannten romantischen Naturphilosophie. Dadurch werden interdisziplinär die Praktiken der Physikotheologie sowie die theosophischen, späterhin manchmal als esoterisch bezeichneten Seiten der sogenannten Aufklärung sichtbar gemacht. Die ältere These, mit der Aufklärung und insbesondere durch Kants Kritik des physikotheologischen Gottesbeweises sei die Physikotheologie als solche obsolet geworden und die Naturwissenschaften hätten sich von der Theologie/Religion emanzipiert, erweist sich als eine unzutreffende Behauptung, die im Zusammenhang mit der inzwischen ebenfalls als unzutreffend erkannten Säkularisierungstheorie aufgestellt worden ist.
- Ilinca Tanaseanu-Döbler (Hg.),
- Gabriela Ryser (Hg.),
- Anna Lefteratou (Hg.),
- Konstantinos Stamatopoulos (Hg.)
- Dorothee Arnold-Krüger (Hg.),
- Stefan Gärtner (Hg.),
- Klaus Kießling (Hg.),
- Kristin Merle (Hg.),
- Isabelle Noth (Hg.)
- Bülent Uçar (Hg.),
- Rauf Ceylan (Hg.),
- Omar Hamdan (Hg.),
- Mohammed Nekroumi (Hg.),
- Zekirija Sejdini (Hg.)
- Christopher Spehr (Hg.),
- Christopher Spehr (Hg.),
- Roland M. Lehmann (Hg.)
- Jörg Neijenhuis (Hg.),
- Daniela Wissemann-Garbe (Hg.),
- Alexander Deeg (Hg.),
- Erik Dremel (Hg.),
- Thomas Melzl (Hg.),
- Irmgard Scheitler (Hg.),
- Matthias Schneider (Hg.),
- Helmut Schwier (Hg.)
- Konstantin Lindner,
- Henrik Simojoki,
- Laura Rudroff,
- Magdalena Endres
- Manfred Oeming (Hg.),
- Yuval Gadot (Hg.),
- Yiftah Shalev (Hg.)
- Stefan Altmeyer (Hg.),
- Bernhard Grümme (Hg.),
- Helga Kohler-Spiegel (Hg.),
- Elisabeth Naurath (Hg.),
- Bernd Schröder (Hg.),
- Friedrich Schweitzer (Hg.)
- Sandra Bils (Hg.),
- Tobias Faix (Hg.),
- Stefan Jung (Hg.),
- Florian Karcher (Hg.),
- Roland Schöttler (Hg.),
- Daniel Wegner (Hg.)
- Martin Evang (Hg.),
- Ilsabe Alpermann (Hg.)
- Martin Greschat (Hg.),
- Hans-Walter Krumwiede (Hg.),
- Harry Oelke (Hg.)