Homeoffice – Jogginghose, flexible Arbeitszeiten, zwischendurch einen gesunden Mittagssnack schnippeln, entspanntes Arbeiten: Wenn mich vor einigen Monaten jemand gefragt hätte, was meine ersten Assoziationen dazu sind, hätte ich vermutlich genau das geantwortet. Wer hätte ahnen können, dass mein erstes Homeoffice-Erlebnis ein schöner Muskelkater in den Armbeugen ist?
Pustekuchen!
Als die Nachricht kam, dass wir ab dem folgenden Tag aus dem Homeoffice arbeiten sollen und unser Equipment mitnehmen können, fühlte ich mich gut vorbereitet, denn ich hatte ja extra meinen größten Jutebeutel mitgenommen! Pustekuchen, der Bildschirm – und ja, natürlich habe ich vorher nachgemessen, welcher der größere meiner beiden Bildschirme ist! – passte nicht hinein. Kein Problem, dann also einfach hochgehoben und los geht’s! Noch nie kamen mir die 15 Minuten Fußweg nach Hause derart lang vor, noch nie war ich so froh, endlich in unserer Wohnung angekommen zu sein!
Mit der Schwerstarbeit hinter mir ging’s nun an das Einrichten des Computers. Programm herunterladen, anmelden, fertig! Das ist ja sicherlich eine Sache von 5 Minuten – Pustekuchen²! Das Programm wollte einfach nicht wie ich wollte. Nach unzähligen Versuchen, gefühlten Trillionen Kombinationen von Nutzernamen und Passwörtern war ich mit meiner Kreativität irgendwann am Ende, als mir schließlich der rettende Gedanke kam: Du hattest das Programm doch schon installiert – uppsi! Anschließend war es tatsächlich eine Sache von 5 Minuten, so falsch lag ich also doch nicht.
Der perfekte Arbeitsort
Nach diesen und weiteren diversen Startschwierigkeiten hatte es sich alles einigermaßen eingespielt, im Großen und Ganzen funktionierte alles und ich begann, wirklich Gefallen an der Arbeit im Homeoffice zu finden. Gesunde Mittagssnacks gab es eher weniger, aber dafür mal Tiefkühlpizza, viel Kaffee aus der heimischen Maschine und an warmen Nachmittagen war es ein Träumchen, im Sonnenschein von der Terrasse aus zu arbeiten, während man die Füße hochlegt und die Vögel zwitschern hört, herrlich! Und das für mich persönlich Beste: Kurz nach dem Aufstehen bin ich schon startklar und die Arbeit kann losgehen – anders als im Büro, wo ich allein schon durch den Arbeitsweg, einen eventuellen Stopp beim Bäcker etc. deutlich später ankomme.
Doch neben diesem Luxus hat das Homeoffice-Leben zumindest in einer sehr hellhörigen WG ohne eigenen Schreibtisch (denn wozu bräuchte ich im Alltag einen Schreibtisch? – haha!) auch seine Schattenseiten. Mein zuerst gefasster Plan, mein Lager auf dem Esstisch aufzuschlagen, funktionierte anfangs recht gut und ich fühlte mich mit Kaffee und hübschen Frühlingsblümchen wirklich wohl. Um der Einsamkeit entgegenzuwirken und sich auch gegenseitig von den kuriosen Homeoffice-Erlebnissen zu berichten, wird natürlich oft und gern mit den KollegInnen geskypt. Auch Besprechungen und die Einarbeitung der Azubis finden natürlich online statt, sodass das Headset manchmal fast zu glühen beginnt. Die Freude darüber, nicht zu vereinsamen und abgehängt zu werden, endete leider spätestens nach ein paar Tagen, in denen ich zunehmend meine Mitbewohnerin störte und mich zunehmend gestört fühlte, sodass mein glorreicher Plan, den Esstisch in einen Schreibtisch umzufunktionieren, leider in die Hose ging. Hm, und jetzt? Sofa? Auf Dauer nicht wirklich rückenfreundlich. Terrasse? Nicht geeignet bei kalten Temperaturen. Bett? Nee, zu gemütlich.
Einen perfekten Arbeitsort habe ich leider noch nicht gefunden, sehe das aber auch als Vorteil – denn im Büro wäre es eher nicht möglich, alle paar Stunden den Platz zu wechseln und während des Schreibens von Mails die Vögelchen zu belauschen. Man muss eben mal ein wenig kreativ werden!
Mein Homeoffice-Fazit: Ja, es hat schon was! Aber ein richtiger Schreibtisch in einem richtigen Büro mit KollegInnen, die richtig vor Ort sind, ist mehr wert, als man zunächst denkt.
***
UPDATE: Oh ja, ich war kreativ! In einem weiteren Akt der Schwerstarbeit wurde nun der alte Gartentisch geschrubbt, was das Zeug hält, Homeoffice-tauglich gemacht und im Wohnzimmer platziert. Auch wenn er bei zu enthusiastischem Tippen ein wenig ins Wanken gerät, hoffe ich, dass das mein neuer Stammplatz wird – auf die Terrasse umziehen kann man ja dank Homeoffice-Flexibilität immer noch. Was tut man nicht alles für den (annähernd) perfekten Arbeitsplatz!