Im Gespräch mit Stefan Balázs: Lebenskrisen meistern

Stefan Balázs hat fast 20 Jahre in der Unternehmenskommunikation und als Social-Media-Expertegearbeitet. Persönliche Erfahrungen machten ihn zum Fachmann für Ratgeberliteratur und stattete ihn mit dem Wissen aus, das jemand braucht, wenn das Leben nur noch ein Scherbenhaufen ist. Im März erschien sein Buch »Setze dein Leben neu zusammen« bei V&R SELF.

 

Sie geben der Leser:innenschaft fünf Impulse, mit denen es gelingen soll, Wege aus einer persönlichen Krise zu finden. Denken Sie wirklich, dass hier fünf Impulse ausreichen?

Absolut! In einer als Lebenskrise empfundenen Situation ist alles, was über fünf Schritte hinausgeht, weder überschaubar noch kann man sich eine Vielzahl Stationen in einer solchen Situation gut merken. Es braucht aber eine Perspektive und ein Ziel, damit man sich aufrafft und auf den Weg macht: Manchmal reicht dafür schon die notwendige Befriedigung der Grundbedürfnisse für die ersten Schritte.

 

Sind Krisen immer dramatisch oder können sie auch fast schleichend und nahezu unbemerkt auftreten und dann merken wir auf einmal, dass für uns nichts mehr stimmt?

Beides ist denkbar – aber häufig wird es bei schleichenden Entwicklungen vergleichbar dramatisch, wenn man erkennt, dass man sich mit seinem Leben in eine Sackgasse manövriert hat. Es ist eher eine Frage der Eintrittsdymnamik, ob das Drama spontan zuschlägt oder einen längeren Anlauf nimmt, aber der Augenblick der Erkenntnis hat immer eine gewisse Dramatik.

 

Wann ist es eine momentane bzw. phasenhafte Unzufriedenheit und wann handelt es sich um eine ausgewachsene Krise?

Wenn man das Gefühl hat, dass der Weg nicht zum Ziel führt, sollte gehandelt werden. Nun kann ich entweder den Weg korrigieren oder das Ziel verschieben – aber eines davon muss ich machen. Wenn dies erkannt wurde, dann wirkt diese Person sicher »unzufrieden«. Wenn sie nicht handelt, wird daraus eine Krise.

 

Verlangt jede Krise von uns, dass wir handeln?

Man kann auch verharren – aber dann darf man sich auch nicht wundern, dass sich nichts ändert. Wenn die erste Stockstarre nachlässt, sollte man seine Handlungsspielräume ausloten und an den Stellen etwas bewegen, wo sich etwas bewegen lässt. Letztendlich gibt es immer Fortschritt und Ziele – selbst wenn diese zunächst nur an die Grundbedürfnisse gekoppelt sind: Wir brauchen Nahrung, also müssen etwas tun, um welche zu bekommen. Gänzlich verharren und absolut stillstehen können wir nie. Jede eigene Entscheidung, jede Handlung bringt uns ein Stück aus dem Zentrum der Krise heraus.

 

Sie sagen, dass wir unser Leben nicht vollständig umkrempeln müssen, um etwas zu verändern, sondern dass hier schon kleinere Verschiebungen und Veränderungen von Gewichtungen, die wir bestimmten Aspekten in unserem Leben geben, ausreichen, um neue Wege zu finden. Dafür nutzen Sie auch das Bild vom Tangram-Legespiel. Können Sie kurz erläutern, was es damit auf sich hat?

Tangram ist wirklich ein großartiges Sinnbild, das uns zeigen kann, in wie vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen die Teile eines Ganzen neu arrangiert werden können. Man staunt, wie viele Legeformen möglich sind, ohne Teile hinzufügen oder zu entfernen. Die Botschaft ist: Wir können in unseren Bestandteilen identisch bleiben und uns doch mannigfach verändern. Und bei manchen Tangram-Figuren muss tatsächlich nur ein Teil verschoben werden, um eine andere Form zu ergeben.

 

Zu Beginn Ihres Buchs sagen Sie selbst, dass Sie kein Therapeut, Coach, Lebensberater o. Ä. sind. Warum glauben Sie trotzdem, dass Sie der Leser:innenschaft Hilfreiches mit auf den Weg geben können?

Es gibt meiner Meinung nach verschiedene Möglichkeiten, sich auf eine Reise vorbereiten: Ich kann mir zum Beispiel einen Berg unterschiedlicher Reiseführer von ausgewiesenen Tourismus-Expertinnen und -Experten kaufen oder ich kann Erfahrungsberichte von anderen Reisenden lesen. Es ist vermutlich eher eine Typfrage, was man als Leserin oder Leser ansprechender findet. Mein Beitrag fällt in die zweite Kategorie der »Reiseliteratur« und ist daher eher ein authentischer Erfahrungsbericht als eine theoriegeleitete Abhandlung.

 

Wie ist Ihre Erfahrung: Wird am Ende alles gut?

Da wir noch nicht am Ende sind, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob alles gut wird. Aber deswegen sollten wir uns das Leben zuvor auch nicht unnötig schwer machen: Lebenskrisen lassen sich erfolgreich bewältigen, wenn wir akzeptieren, dass wir nachher vielleicht ganz woanders stehen und vielleicht ganz wer anderes sein könnten - bestehend aus denselben Bausteinen, aber als andere Form neu zusammengesetzt.

 

Das Interview wurde von Imke Heuer, verantwortliche Lektorin für unsere V&R SELF Ratgeber, schriftlich geführt.

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