Bella Ciao

Bella Ciao

Als im letzten Jahr das Lied »Bella Ciao« als Sommer-Hit in verschiedenen Fassungen durch die Welt ging, sangen viele mit, ohne die Bedeutung des Textes zu erfassen oder die Hintergründe zu kennen. »E se io muoio da partigiano, tu mi devi seppellir: Und falls ich als Partisan sterbe, musst du mich begraben« heißt es darin. Das Lied wurde im Zweiten Weltkrieg durch die italienische Widerstandsbewegung Resistenza adaptiert und in verschiedensten Fassungen weitergetragen. Der Kampf gegen feindliche Truppen durch Partisanen wird nicht nur in diesem Song mit einem Hauch von Romantik verklärt. Tatsächlich aber war der Partisanenkampf im Zweiten Weltkrieg ein Vernichtungskampf, der Hunderttausende das Leben kostete.

Organisierte Einheiten und »Überlebensgemeinschaften«

In Italien und Frankreich, aber vor allem im östlichen und südöstlichen Europa gab es Partisanenbewegungen. Sie setzen sich aus verschiedensten Gruppen zusammen. Versprengte Soldaten, aktive Widerstandskämpfer, rassisch oder politisch Verfolgte – Profil, Ziele und Kampfformen variierten stark. Von gut organisierten Einheiten bis hin zu »Überlebensgemeinschaften« mit eher geringem Kampfwert reichten die Formen. Ende 1942 entstand dann sogar ein Zentraler Stab der Partisanenbewegung. 1943 soll es auf dem Gebiet der Sowjetunion etwa 250.000 Partisanen gegeben haben. Während die Brutalität der deutschen Truppen den Widerstand eher erstarken ließ und sich also mehr und mehr den Partisanen anschlossen, dienten die Kämpfe den Nazis auch dazu, den Vernichtungskrieg im Osten gegen Juden und andere unter dem Deckmantel der »Bandenbekämpfung« zu führen.

»Bandenbekämpfungstruppen«

Zu Beginn des Russlandfeldzuges hatte Hitler erklärt: »Die Russen haben jetzt einen Befehl zum Partisanenkrieg hinter unserer Front gegeben. Dieser Partisanenkrieg hat auch wieder seinen Vorteil: Er gibt uns die Möglichkeit, auszurotten, was sich gegen uns stellt.«

Die Deutschen gründeten spezielle »Bandenbekämpfungstruppen«, die Bezeichnung »Partisan« sollte ab 1942 aus psychologischen Gründen nicht mehr benutzt werden. Die Truppen gingen nicht nur gezielt gegen die Widerstandskämpfer vor, sondern auch gegen Zivilisten, vermeintliche Helfer und Unterstützer. Dabei wurden vielfach ganze Dörfer ausgelöscht. Das Partisanengebiet sollte in eine »tote Zone« verwandelt werden, um Rückzugsmöglichkeiten zu verhindern.

»Jeder Jude ein Partisan«

Jürgen Gückel beschreibt in seinem Buch »Klassenfoto mit Massenmörder«, wie der Kriegsverbrecher Artur Wilke in Weißruthenien in den Partisanenkampf verwickelt war. Er schildert die Massenerschießungen von angeblichen Partisanen, unter denen Tausende Juden waren, auch Alte, Frauen, Kinder. Alles Partisanen? Erich von dem Bach-Zelewski, General der Waffen-SS und Chef der Bandenkampfverbände erklärte, Himmler habe ihm gesagt, »dass grundsätzlich jeder Jude ein Partisan« sei. Partisanenkampf und die Ermordung von Juden waren während des Krieges gegen die Sowjetunion eng miteinander verknüpft. Ende Dezember 1941 meldete Himmler an Hitler 363.000 von August bis November als »Partisanen« ermordete Juden. 

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