Das aktuelle Themenheft »Israel, Palästina und die deutsche Zeitgeschichte« der »Zeithistorischen Forschungen« untersucht und diskutiert die komplizierten Beziehungen zwischen Israel, Palästina und Deutschland. Die Beiträge der neuen Ausgabe bieten ein breites Spektrum, welches den Zeitraum von 1948/49 bis zur Gegenwart umfasst.
Geographisch und kulturell scheint der Nahe Osten von Deutschland weit entfernt zu sein. Historisch betrachtet ist dies ein Trugschluss, denn die dortigen Konflikte der Gegenwart sind eng verflochten mit der deutschen bzw. europäischen Kolonialgeschichte, der Geschichte des Nationalsozialismus und der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte. Auch im deutschen Alltag war und ist der Nahostkonflikt in vielfältiger Weise präsent, wie etwa der Streit um das Jüdische Museum Berlin unlängst gezeigt hat. Auf einer ganz anderen Ebene verbindet Berlin und Jerusalem die Präsenz von Mauern im Stadtbild: Von 1948 bis 1967 war Jerusalem eine geteilte Stadt, Berlin besonders seit dem Mauerbau von 1961 bis 1989. Seit 2002 trennt eine Mauer Teile Ostjerusalems von den palästinensischen Autonomiegebieten.
Einige Beiträge des Themenhefts sind Auswirkungen des Nahostkonflikts auf die deutsche Gesellschaft gewidmet, etwa den Interaktionen palästinensischer und israelischer bzw. jüdischer Gruppen in der Bundesrepublik seit den 1950er-Jahren. Andere richten ihr Augenmerk auf deutsch-israelische Phänomene wie die Rezeption der Bücher von Ephraim Kishon oder die Rüstungsexporte der Bundesrepublik nach Israel in den 1970er-Jahren. Es wird diskutiert und belegt, wie eng die deutsche Zeitgeschichte bis heute mit derjenigen Israels und Palästinas verknüpft ist. In der Zusammensetzung der Autorinnen und Autoren sowie durch ihre wissenschaftlichen Biographien dokumentiert auch das Heft selbst solche Verflechtungen.
Die »Zeithistorischen Forschungen« werden am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich gedruckt und zugleich im Open Access.
Die Herausgeberinnen des aktuellen Themenhefts sind: Evelyn Runge (jetzt Universität zu Köln; vorher 2015–2019 an der Hebrew University of Jerusalem tätig) und Annette Vowinckel (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam).
Presseinformation des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) – Marion Schlöttke, Öffentlichkeitsarbeit.