Die neue Ausgabe der Fachzeitschrift »Zeithistorische Forschungen«untersucht und diskutiert die »Zeitgeschichte des Rechts«. Das Themenheft (2/2019) bietet auf rund 200 Seiten ein breites Spektrum von Beiträgen, die juristische und zeithistorische Perspektiven miteinander verschränken.
Die Epoche der Zeitgeschichte ist zugleich eine Epoche des Rechts und der Verrechtlichung. Ohne Aufmerksamkeit für juristische Zusammenhänge können moderne Gesellschaften nicht verstanden werden. Gleichwohl hat sich die zeithistorische Forschung bislang nur wenig für dieses juristische Fundament der Gegenwart interessiert, sondern sich meist auf jene Konfliktzonen beschränkt, in denen ein politischer Streit um Rechtsnormen, ihre Genese und Auslegung geführt wird. Doch während die Missachtung bereits vorausgesetzter rechtsstaatlicher Konventionen besondere Aufmerksamkeit findet, treten die Normalität des Rechts, seine Wandlungsfähigkeit, seine Beharrungskraft wie sein Obstruktionspotential in den Hintergrund.
Das Themenheft begibt sich auf die Suche nach solchen überall vorkommenden Praktiken und Kontexten des Rechts. In vier Fallstudien werden Eigenlogik und Geschichtsmächtigkeit des Rechtlichen im 20. Jahrhundert erkundet: Anhand der Tätigkeit sozialistischer Anwälte zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik, am Beispiel des Arbeitsrechts in der NS-Diktatur, mit Blick auf die Diskussion um einen »Stillstand der Rechtspflege« in den 1930er-Jahren sowie auf die Zusammenarbeit polnischer und westdeutscher Juristen nach 1945 werden rechtliche Abläufe, Über- und Irrgänge beleuchtet. Zugleich zielt das Heft auf eine interdisziplinäre Verständigung über Traditionslinien und methodische Instrumente, über wissenschaftliche Klassiker und mögliche Ansätze einer von Jurist*innen und Historiker*innen gleichermaßen und gelegentlich sogar gemeinsam betriebenen Rechtsgeschichte.
Die Gastherausgeber*innen des Themenhefts sind Julia Eichenberg, Benjamin Lahusen, Marcus M. Payk und Kim Christian Priemel.
Die »Zeithistorischen Forschungen« werden am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht und zugleich im Open Access.
Die Originalpublikation, das Themenheft (2/2019): »Zeitgeschichte des Rechts« finden Sie hier.
Presseinformation des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam – Dr. Stefanie Eisenhuth
»Zeitgeschichte des Rechts« – Das aktuelle Themenheft der »Zeithistorischen Forschungen«
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