Das aktuelle Heft 01/2018 der INDES blickt unter dem Titel »Zäsuren« anlässlich des Jubiläumsjahres 2018 auf jeweils mehr oder weniger epochale gesellschaftsgeschichtliche Umbrüche.
Besonders die frühe Neuzeit und die Neuzeit weisen die unterschiedlichsten Formen von großen wie kleinen, abrupten wie sukzessiven Umbrüchen auf. Das aktuelle „Jubiläumsjahr“ 2018 erinnert vielfach an epochale gesellschaftliche Zäsuren, die die Gesellschaften bis heute beeinflussen: Dazu zählen bspw. der Dreißigjährige Krieg 1618–48, aber auch die Revolutionen von 1848 und 1918 bis hin zum Gipfeljahr 1968. Doch nicht nur das Gedenkjahr 2018 legt die Beschäftigung mit dem Thema »Zäsuren« nahe – auch die Gegenwart bildet dort keine Ausnahme. Aktuell drängen sich Fragen wie „Leben wir in einer Wendezeit, sind wir Zeugen einer gesellschaftlichen Umbruchsituation, einer Zäsur?“ auf. Sozial-kulturelle Wandlungsprozesse und die offenkundig grassierenden Verunsicherungen sowie fundamentalen Krisenerscheinungen – Finanz-, Schulden-, Euro-, Klima-Krise und nicht zuletzt Migrationskrise – scheinen eine weitere Zäsur nahezulegen.
Wenn von Zäsuren gesprochen wird, impliziert dies zumeist eben das: Eine markante Beschleunigung gebündelter Wandlungsprozesse, deren Auswirkungen die Lebenswirklichkeiten der gesamten Gesellschaft erfassen und die rapide Entwertung des Gewohnten mit einem verbreiteten Bedürfnis nach Orientierungssicherheit zusammenfällt, was von den Zeitgenossen vielfach als Krise wahrgenommen wird. Zugleich markieren Zäsuren aber auch rückschauend gedachte Höhe- und Wendepunkte, die nicht nur Erinnerung konstituieren und strukturieren, sondern auch Erinnerungsgemeinschaften formieren können – die Generation der 68er, ob Konstrukt oder nicht, ist wohl der prominenteste Ertrag solcher Bündelung von erlebten Brüchen, kulminierenden Entwicklungen und generationellen Konflikten.
Die aktuelle Ausgabe der INDES greift vor diesem Hintergrund in ihrem Schwerpunkt unter dem Titel »Zäsuren« nicht nur ein historisch-relevantes sondern ebenso gegenwärtig-gefragtes Thema auf: Sie diskutiert solche Zeiträume, Momente, Ereignisse, in denen sich der Gang der Geschichte plötzlich beschleunigt, bisweilen abrupt ab- oder unterbricht und untergründige Entwicklungen an die Oberfläche durchbrechen. Dementsprechend ist mit Blick auf das Heft festzuhalten: Zäsuren sind auch immer Vehikel der teils heftigen, bisweilen konfrontativen Verständigung über das Vergangene.
Dieser Text ist an das Editorial des Heftes angelehnt.
Das Inhaltsverzeichnis der INDES »Zäsuren« finden Sie hier.