Dr. Katharina Stengel erhält für Ihr Buch »Die Überlebenden vor Gericht. Auschwitz-Häftlinge als Zeugen in NS-Prozessen (1950–1976)« den Richard-Schmid-Preis 2024 des Forum Justizgeschichte. Wir gratulieren unserer Autorin zu dieser Auszeichnung!
Der vom Forum Justizgeschichte e.V. ausgelobte und mit 3.000 Euro dotierte Richard-Schmid-Preis ist nach dem früheren Stuttgarter Generalstaatsanwalt und Präsidenten des Oberlandesgerichts Dr. jur. Richard Schmid (1899-1986) benannt und wird für herausragende Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Juristischen Zeitgeschichte verliehen.
Die Preisverleihung findet im Rahmen der 26. Jahrestagung des Forum Justizgeschichte vom 27. bis 29. September 2024 in der Richterakademie in Wustrau statt.
Die Begründung der Jury: Der Studie von Katharina Stengel zur Rolle von Auschwitz-Überlebenden in der Geschichte der westdeutschen NS-Strafverfolgung kommt in zweierlei Hinsicht Pioniercharakter zu: Erstens rückt sie die lange vernachlässigte Rolle der Opfer-Zeugen in den Vordergrund und zeigt auf, dass diese, trotz aller äußeren Zwänge und internen Spannungen, zum Teil über beachtliche Handlungsspielräume verfügten. Zweitens beschäftigt sich Stengels Arbeit mit zentralen transnationalen Opferorganisationen wie dem Internationalen Auschwitz-Komitee (IAK) und dem World Jewish Congress (WJC) und untersucht erstmals systematisch deren bedeutenden Beitrag zur strafrechtlichen Identifizierung und Überführung von Tätern des größten deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagers. Ein besonderer Verdienst der Studie liegt zudem darin, durch einen multiperspektivischen Blick und eine differenzierte zeitgeschichtliche Analyse einen neuen Zugang zu den Aussagen der Holocaust-Überlebenden in NS-Prozessen zu eröffnen. Dabei gelingt es Stengel in anschaulicher Weise, eine Geschichte von Menschen mit unterschiedlichen Interessen, vielschichtigen Biografien und Erfahrungen zu erzählen.
Zur Mitteilung des Forum Justizgeschichte.
Foto der Autorin: © Hani Saadti