Dr. Veronika Settele erhält den Opus Primum 2020 für »Revolution im Stall. Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland 1945–1990«. Mit dem mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der VolkswagenStiftung wird die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation ausgezeichnet. Der Preis wird am 24. November 2020 gemeinsam mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis verliehen. Wir gratulieren unserer Autorin herzlich zu dieser Auszeichnung!
In Ihrem Buch zeichnet Veronika Settele die Geschichte der Massentierhaltung in Deutschland von 1945 bis 1990 nach. Dabei zeigt sie, warum mit steigender Produktivität die Berührungspunkte zwischen landwirtschaftlicher Tierhaltung und der wachsenden nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerungsmehrheit abnehmen. Parallel entwickelten sich durch aufkommende Kritik an Haltungsformen wie der Geflügelkäfighaltung jedoch neue Diskussionen. Veronika Setteles Rekonstruktion von Strukturen und Akteuren zeigt zudem Möglichkeiten, in der aktuell geführten Debatte um landwirtschaftliche Tierhaltung einen neuen gesellschaftlichen Konsens zu finden.
Die »Revolution im Stall« – so das Ergebnis der Studie – findet in der körperlichen, wirtschaftlichen und technischen Transformation der Tierwirtschaft in beiden Teilen Deutschland in den 1940er bis 1990er Jahren ihren Ausdruck. Veronika Settele schildert diese vielfältigen Transformationen anhand der drei wichtigsten Sparten landwirtschaftlicher Tierhaltung. Am Beispiel der Rinderzucht beschreibt sie die Optimierung von Tierkörpern. Anhand der Hühnerhaltung stellt sie den stetig steigenden Rentabilitätsdruck dar. Und am Beispiel der Schweinezucht beleuchtet sie den technischen Wandel in den Ställen. Die Domestizierungsgeschichte der Tiere, so die Schlussfolgerung der Autorin, hat durch die Massentierhaltung eine neue Stufe erreicht, die das Verhältnis zwischen Mensch und Tier – und zwischen »Stall« und Gesellschaft – fundamental verändert hat.
Die Begründung der Jury
Veronika Settele greife in »Revolution im Stall. Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland 1945–1990« ein hochaktuelles Thema auf und liefere darin eine historische Begründung für die Entwicklung der heutigen industrialisierten Massentierhaltung, so die Jury. In ihrem klugen und gut recherchierten Buch erzähle die Autorin zugleich eine weitere Geschichte der deutsch-deutschen Teilung. Methodisch überlegen reflektiert und ohne politische Voreingenommenheit gelinge ihr damit ein nachdenkenswertes und politisch relevantes Werk.
Über die Autorin
Veronika Settele (Jahrgang 1988) ist Historikerin und arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bremen. Zuvor studierte sie an den Universitäten Innsbruck und Toulouse II Geschichte und Politikwissenschaft, 2019 wurde sie an der FU Berlin promoviert. Sie forschte und publizierte bisher zur wirtschaftlichen und moralischen Dimension von Ernährung und dem Verhältnis zwischen Menschen und Tieren in der Moderne. Derzeit arbeitet sie an ihrem neuen Projekt zum historischen Verhältnis von Außenhandel und Demokratie.
Über den Förderpreis Opus Primum
Mit dem Förderpreis Opus Primum möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und hervorheben, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Die Auszeichnung wird seit 2011 jährlich für eine deutschsprachige Publikation von hoher wissenschaftlicher Qualität vergeben, die gut lesbar geschrieben und auch einem breiteren Publikum verständlich ist. 2020 vergibt die VolkswagenStiftung den Förderpreis zum letzten Mal.
Die Jury des Opus Primum
- Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Hannover (Vorsitz)
- Dr. Jutta von Campenhausen, Wissenschaftsjournalistin und Autorin, Hamburg
- Dr. Claudia Christophersen, Redaktion Kulturmagazine, NDR Kultur
- Prof. Dr. Claudia Schnurmann, Professorin für Nordamerikanische, karibische und atlantische Geschichte der Neuzeit, Universität Hamburg
- Christian Schwägerl, Wissenschaftsjournalist und Autor, Berlin
- Prof. Dr. Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität, Universität Bonn
- Prof. Dr. Christina Wessely, Professorin für Kulturgeschichte des Wissens, Leuphana Universität Lüneburg
Hier finden Sie weitere Informationen zum Förderpreis Opus Primum der VolkswagenStiftung.
Zur Pressemitteilung »Sachbuch-Debüt über Historie landwirtschaftlicher Tierhaltung gewinnt Förderpreis Opus Primum« der VolkswagenStiftung.