Zum Tod von Julia Obertreis

Wir trauern um unsere Autorin und Herausgeberin Professorin Julia Obertreis, die am 11. Oktober 2023 im Alter von 54Jahren verstorben ist. Wir möchten allen Angehörigen und Trauernden unsere Anteilnahme und unser herzliches Beileid aussprechen.

Nach dem Abitur 1988 in Ratingen studierte Julia Obertreis von 1988 bis 1996 an der Freien Universität Berlin sowie in den Jahren 1993 bis 1994 an der Staatlichen Universität St. Petersburg Geschichte und Russische Philologie. 2001 folgte die Promotion zur Geschichte des Wohnens in Leningrad in den Jahren 1917 bis 1937, die sie am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin bei Klaus Meyer verfasste. Für ihre Dissertation wurde ihr 2002 der Nachwuchs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. verliehen. Von 2002 bis 2004 war Julia Obertreis wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Bernd Bonwetsch in Bochum. Danach war sie bis 2012 erst wissenschaftliche Mitarbeiterin und später Akademische Rätin bei Dietmar Neutatz am Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte in Freiburg im Breisgau. In dieser Zeit verfasste sie ihre Habilitationsschrift zur Geschichte des Baumwollanbaus und der Bewässerung in Zentralasien, in der sie Kolonial-, Global- und Umweltgeschichte verknüpfte. Im Anschluss an ihre Habilitation übernahm sie 2012 den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte mit dem Schwerpunkt der Geschichte Osteuropas an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Die Forschungsschwerpunkte von Julia Obertreis waren vielfältig und interdisziplinär: Sie beschäftigte sich mit dem Russischen Reich und der Sowjetunion als Imperien und Vielvölkerreiche, insbesondere mit der Geschichte Zentralasiens. Sie nutzte innovative Methoden wie Oral History und spatial turn, um neue Perspektiven auf die Geschichte Osteuropas zu eröffnen und verband Globalgeschichte und Osteuropäische Geschichte, um transregionale Verflechtungen und Vergleiche zu betrachten. 2013 übernahm Julia Obertreis die Zweigstelle Erlangen/Nürnberg der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde. Sie war Mitglied des Editorial Board der Slavic Review, Reihenherausgeberin und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Fachgesellschaften. Von 2015 bis 2021 stand sie als erste Vorsitzende dem Verband der Osteuropahistorikerinnen und -historiker e.V. (VOH) vor und prägte damit die Osteuropäische Geschichte als Disziplin, die sich in geschichtspolitische Debatten einbringt und deutlich Stellung bezieht.

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