Wir trauern um unseren Autor und Herausgeber Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann, der am 30. November 2021 im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Wir möchten allen Angehörigen und Trauernden unsere Anteilnahme und unser herzlichstes Beileid aussprechen.
Ekkehard W. Stegemann studierte Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und an der Universität Heidelberg, wo er nach seinem Studienabschluss 1971 bis 1982 als Assistent tätig war. 1974 folgte die Promotion im Fach Neues Testament mit einer Arbeit über das Markusevangelium. Er habilitierte sich mit der Arbeit »Der eine Gott und die eine Menschheit. Israels Erwählung und die Erlösung von Juden und Heiden nach dem Römerbrief« 1982. Diese Arbeit wies bereits zentrale Themen seines gesamten wissenschafltichen Lebens voraus und trat für eine Neuperspektivierung der Paulus-Forschung ein, deren Bezug zum Judentum als konstruktive Auseinandersetzung darstellte und einen fruchtbaren und zukunftsgerichteten Dialog anstrebte. Kurz nach seiner Habilitation wurde er als Professor für Biblische Theologie an die Universität Bayreuth berufen. Seit 1985 war er dann Professor für Neues Testament an der Universität Basel, wo er bis zu seiner Emeritierung 2013 das Fach Neues Testament prägte und zu einer der weithin sichtbaren Persönlichkeiten der Universität wurde.
Stegemann war Mitherausgeber der Reihe »Theologischer Kommentar zum Neuen Testament«, der Zeitschrift »Kirche und Israel« und der »Biblischen Enzyklopädie«. Forschungsschwerpunkt war neben Paulus insbesondere der Römerbrief, was sich in mehreren Publikationen niederschlug. Weitere Forschungsschwerpunkte waren die Sozialgeschichte des Urchristentums, Antisemitismus, christlicher Antijudaismus, die Geschichte des Zionismus und Jüdische Studien. Als Lehrer und Betreuer wissenschaftlicher Arbeiten bildete er zwei Generationen von Neutestamentler:innen aus, darunter auch heutige Inhabende von Professuren an verschiedenen europäischen Universitäten.
Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn widmete sich Stegemann dem christlich-jüdischen Dialog, was sich beispielsweise in der Präsidentschaft Stiftung für Jüdische Studien an der Universität Basel und der Präsidentschaft der Christlich-Jüdischen Arbeitsgemeinschaft beider Basel zeigte. In diesem Zusammenhang trat er auch vielfach öffentlich und medienwirksam in Erscheinung zu Fragen des Antisemitismus oder der Kritik an Israel. Für seinen Einsatz in Wissenschaft und Öffentlichkeit wurde er mit der Goldmedaille »For Distinguished Leadership and Service for Humanity« des europäischen B’nai B’rith ausgezeichnet.