Wir trauern um unseren Autor Prof. Dr. theol. Dr. h.c. Bernd Moeller, der am 29. Oktober 2020 im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Wir möchten allen Angehörigen und Trauernden unsere Anteilnahme und unser herzlichstes Beileid aussprechen.
Der evangelische Kirchenhistoriker Bernd Moeller, 1931 in Berlin geboren, studierte zunächst Evangelische und Katholische Theologie und Geschichte in Freiburg, Erlangen, Mainz, Basel, München und Heidelberg. 1956 wurde er an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Mainz mit einer Arbeit über die Mystik des Spätmittelalters promoviert. 1958 folgte seine Habilitation zum Thema »Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz« in der Kirchengeschichte an der Universität Heidelberg.
1964 übernahm Bernd Moeller als Nachfolger des protestantischen Theologen Ernst Wolf auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte mit einem Schwerpunkt auf der Reformationsgeschichte der Universität Göttingen. Trotz anderer Rufe bspw. der Universitäten aus Heidelberg und München hielt er Göttingen bis zu seiner Eremitierung 1999 die Treue.
In dieser Zeit diente Bernd Möller der Theologischen Fakultät sowohl 1968/69 als auch 1997/98 als Dekan, in den Jahren 1971/72 war er Rektor der Georgia Augusta. Zudem leitete Bernd Moeller das Graduiertenkolleg »Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich im 15. und 16. Jahrhundert«, eines der ersten Graduiertenkollegs in den Geisteswissenschaften als Sprecher. Darüber hinaus zeichnete sich Bernd Moeller in seiner universitären Laufbahn auch in seinen Ämtern als Kirchendeputierter der Universitätskirche und Senator durch Kontinuität, Verlässlichkeit, wissenschaftliche Qualität, Autonomie der Hochschule und eine demokratische Diskurskultur aus. 1976 trat Bernd Moeller der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen bei, seit 1995 war er Mitglied der Academia Europaea. 1998 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich verliehen.
Bernd Moeller zeichnete sich unter den evangelischen Kirchenhistorikern und Kirchenhistorikerinnen seiner Zeit durch eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen wie der Musik- und Kunstgeschichte, der germanistischen und latinistischen Literaturwissenschaft, der Rechts- und der Allgemeinen Geschichte, der Katholischen Theologie aus. Von 1976 bis 2001 leitete er den Verein für Reformationsgeschichte und entwickelte ihn zum wichtigsten interdisziplinären und internationalen Diskussionsforum des Fachgebietes.
Als Dozent war Bernd Moeller unter den Studierenden sehr beliebt und er prägte damit Generationen von Religionslehrenden und Pastorinnen und Pastoren. Seine kompakte Gesamtdarstellung »Geschichte des Christentums in Grundzügen« avancierte zum Grundlagenwerk und wurde von ihm fortlaufend überarbeitet. Gemeinsam mit dem katholischen Kirchenhistoriker Raymund Kottje begründete Bernd Moeller eine »Ökumenische Kirchengeschichte«, die bis heute ihren Platz in der theologischen Community behauptet und gleichzeitig eine selbstverständlich gewordene Diskurskultur ökumenischen Austauschs in seinem Fach inaugurierte.
In seinem engeren Fachgebiet – ohne den großen interdisziplinäre Einfluss –, der Erforschung der frühen Reformation, setzte Bernd Moeller neue Maßstäbe, indem er es für die Rechts- und Sozialgeschichte öffnete und damit eine neue Art der Erforschung städtischer Reformation einleitete. Ebenso regte er die Erforschung der reformatorischen Flugschriften in Ost und West an.