Die INDES 04-2018 widmet sich der Renaissance der »Heimat«-Thematik in sämtlichen politischen Lagern sowie der Ausweitung des Themas in Medien und Gesellschaft. Wie gewohnt nähert sich die INDES dieser Thematik aus unterschiedlichster Perspektive.
In den letzten Jahren hat das Thema »Heimat« eine auf den ersten Blick erstaunliche Renaissance in Politik, Medien und Gesellschaft erfahren. Dies mag bei der auch in der Bundesrepublik erstarkenden politischen Rechten wenig verwunderlich erscheinen, die die Notwendigkeit von kultureller Identität, völkischer Gemeinschaft und nationaler Heimat als Arznei gegen die vermeintliche Schädigung durch die grenzüberschreitenden Globalisierung und die weltweite Migrationsbewegung deutet. In diesem Zusammenhang scheint auch die Erweiterung des Innenministeriums um die Zuständigkeit »Heimat« unter Leitung der CSU plausibel.
Dagegen ist es schon überraschender, dass die aktuelle Konjunktur des Heimat-Themas auch das Spektrum links-liberaler Parteien, Literaten und Kulturschaffender ergriffen hat. Beispielhaft sind hier die Erzählungen von Didier Eribon, die Streitschrift von Thea Dorn oder Redebeiträge des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier oder des Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck. Allesamt verfolgen weitestgehend das Ziel, den Heimat-Begriff nicht kampflos der AfD zu überlassen. Zugegebenermaßen handelt es sich dabei um keine vollkommen neue Affinität der politischen Linken zur Heimat-Rhetorik. Ebenso ist sie keineswegs alleiniges Resultat der parteistrategischen Einsichten, einen derart positiv-konnotierten Begriff dem politischen Gegner zu überlassen.
Diese Ausführungen reißen das breite Spektrum der INDES-Beiträge im aktuellen Themen-Heft zur »Heimat« nur an. Darüber hinaus wird beispielsweise den Fragen nachgegangen, inwiefern die Konjunktur des Heimat-Begriffes nicht lediglich ein bloß punktuelles mit tiefgreifenden gesellschaftlichen, ökonomischen und/oder kulturellen Transformationen sondern ein konsistentes Phänomen ist. Ist die Attraktivität der Idee »Heimat« lediglich der Gegenentwurf zum aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Knotenpunkt »Globalisierung«, welcher einen romantischen Neo-Konservatismus sowie neue politischen wie gesellschaftliche Konfliktlinien mit sich bringt? Zudem wird der Frage nachgegangen, welchen Veränderungen das Verständnis, die Bedeutung sowie die Inszenierung des Heimat-Begriffes unterlag und noch immer unterliegt.
Das Editorial sowie das Inhaltsverzeichnis der INDES zu »Heimat« finden Sie hier.
»Heimat« - Renaissance in Politik, Medien und Gesellschaft
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