In Deutschland führt die steigende Nachfrage nach pflegerischen und haushaltsnahen Dienstleistungen zu einem Anstieg der Arbeits- und Pendelmigration ausländische Haushaltshilfen, die sich im Rahmen von häuslicher Pflege immer mehr zu einer 24-Stunden-Betreuung ausweitet: Dem Grauen Markt Pflege. Barbara Städtler-Mach und Helene Ignatzi betrachten in ihrem Buch das Phänomen, dass eine hohe Anzahl an Frauen aus Mittel- und Osteuropa eine bestimmte Zeit in deutschen Privathaushalten arbeiten, um alte und pflegebedürftige Menschen zu unterstützen. Um diesen Betreuungskräften aus Mittel- und Osteuropa eine Stimme zu verleihen, bieten Barbara Städtler-Mach und Helene Ignatzi in ihrem Buch sechs detaillierte, mit Fakten und Eindrücken untermauerte Einblicke in das Leben dieser 24-Stunden-Unterstützungskräfte. Darüber hinaus werden die rechtliche Perspektive, die Unterstützungsmöglichkeiten und Kooperationen mit ambulanten Pflegediensten, die pflegewissenschaftliche Perspektive auf die osteuropäischen Betreuungspersonen im Spannungsfeld zwischen Pflegenden und 24-Stunden-Betreuenden sowie die Altenpflege im Spannungsfeld von formeller und informeller Arbeit betrachtet.
Der Graue Pflegemarkt und der Umgang mit ihm verdeutlichen, dass die Frauen aus mittel- und osteuropäischen Staaten, die in deutschen Haushalten alte Menschen versorgen und pflegen, in der Versorgungslandschaft Deutschland zu einer Normalität geworden sind. Diese Versorgungsform hat sich zu einer festen Größe etabliert, die flächendeckend vorhanden und deren Existenz im öffentlichen Leben hinreichend bekannt ist. Dies ist auch der Grund für die enorme Größe des Grauen Pflegemarktes, der zudem von dem Wohlstand und der Wohnform derzeitiger Pflegebedürftiger sowie der Einkommensdifferenz zwischen Deutschland und Ost- bzw. Mitteleuropa stark profitiert.
Immer mehr Angehörige von Pflegebedürftigen greifen auf 24-Stunden-Betreuende zurück, ohne über Vorkenntnisse über gesetzliche oder pflegewissenschaftliche Rahmenbedingungen zu verfügen. Zudem ist der Graue Pflegemarkt durch diverse Unbekannte bestimmt: Die genaue Anzahl, die Qualifikation, die detaillierten Rahmenbedingungen und die Tätigkeitsbereiche, die Arbeits- und Freizeitwelt und die Entlohnung. Es ist jedoch anzunehmen, dass ein Großteil sich in einem irregulären Arbeitsverhältnis befindet. Diese Betreuenden agieren unter Ausschluss der Öffentlichkeit, jeder Kontrolle entzogen aber genau zwischen der professionellen Pflege und den pflegenden Angehörigen, falls diese direkt im Haushalt leben.
Genau dieses „Dazwischen-Sein“ – zwischen familiären und professionellen Verhältnissen, zwischen den Gesellschaften, zwischen den gesellschaftlichen Strukturen – ist es, welches den Alltag der 24-Stunden-Betreuenden definiert und welches in dem Buch von Barbara Städtler-Mach und Helene Ignatzi genau betrachtet wird.