Der Tag der Deutschen Einheit steht vor der Tür! 26 Jahre ist es her, dass die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitrat. Dieses Ereignis bedeutete das Ende des Kalten Krieges. Eingeleitet wurde es mit dem Mauerfall im Herbst 1989.
Zu diesem geschichtsträchtigen Ereignis lohnt sich ein Blick in »Die Einheit«. 170 bisher unveröffentlichte, vorzeitig freigegebene Dokumente des Auswärtigen Amts und des DDR-Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, vorwiegend aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts, lassen die dramatischen Umbrüche lebendig werden: von den Botschaftsflüchtlingen ab Sommer 1989 bis zur staatlichen Einheit im Herbst 1990. Die leserfreundliche Edition auf hohem wissenshaftlichen Niveau des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin wurde u.a. von Horst Möller herausgegeben.
Aber wie fremd waren sich West- und Ostdeutsche damals? Gab es trotz getrennter Systeme auch geteilte Erfahrungen? Und wo blieben bei aller Einheit Unterschiede bestehen? Frank Bösch, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam, nimmt in seiner Studie »Geteilte Geschichte: Ost- und Westdeutschland 1970-2000« den langfristigen Wandel der ost- und westdeutschen Gesellschaft in den Blick. Er fragt nach dem Trennenden und Gemeinsamen vor wie nach dem Mauerfall. Die Wende führte im Osten zu rasanten Veränderungen. Was aber geschah im Westen? War Ostdeutschland ein ›Laboratorium‹ für neoliberale Reformen, die wenig später auch den Westen erreichten? Böschs Studie zeigt, dass beide Staaten in vielen Bereichen aufeinander bezogen blieben. Übergreifende neue europäische Trends, wie die Expansion des Sozialstaats, vollzogen sich etwa in wechselseitiger Beobachtung und Konkurrenz. Deutlich wird dabei, dass besonders die DDR stark auf die Bundesrepublik bezogen blieb, was mit zu ihrem Niedergang beitrug. Schließlich werden Differenzen und das Auseinanderwachsen von Ost und West aufgezeigt, wodurch fortbestehende Unterschiede nach 1990 historisch erklärt werden.