Vor 75 Jahren, am 21. August 1948, eröffnete das Filmstudio Göttingen. Michael Petzels Buch »Filmstadt Göttingen. Ein Kapitel deutscher Filmgeschichte« beleuchtet die Kultfilme der 50er Jahre.
Als Text- und Fotoband konzipiert und schildert er bildreich und mit einmaligen Blicken hinter die Kulissen die erfolgreiche aber kurze Göttinger Filmgeschichte. Anhand der Filmproduktionen illustriert durch die Filmplakate und bislang unveröffentlichtem Bildmaterial durchschreitet der Autor und Filmexperte Michael Petzel die Gesichte der »Filmatelier Göttingen GmbH« von 1948 bis 1961. 1948 trafen sich die beiden Filmenthusiasten Hans Abich und Rolf Thiele zufällig in Göttingen und gründeten im ehemaligen Wehrmachtsflughafen das Göttinger Filmstudio, welches sich zu einer der modernsten Filmproduktionsanlagen der Nachkriegszeit in Deutschland entwickelte. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Kinoproduktionen und Kassenschlager in Südniedersachsen.
Göttingen wird zum »Hollywood an der Leine«
Filme wie »Hunde, wollt ihr ewig leben«, »Nacht fiel über Gotenhafen« oder Melodramen wie »Die Barrings« aber auch zeitkritische Werke wie »Rosen für den Staatsanwalt« und deren Erfolge sorgten dafür, dass schauspielerischer Glamour nach Göttingen kam: Die Stars der Kultfilme der 50er Jahre wie Maria Schell, Nadja Tiller, Marina Vlady, Conny Froboess, O.W. Fischer oder Hans Albers spielten ihre Rollen in den Produktionen aus dem Filmstudio Göttingen. Besonders hervorzuheben sind die Heinz Erhardt-Komödien »Witwer mit fünf Töchtern«, »Natürlich die Autofahrer« oder »Der letzte Fußgänger«, die bis heute beliebt sind und deren Drehorte in und um Göttingen noch immer Tourist:innen anziehen. Heinz Erhardt ist mit seinen Erfolgen wie kein anderer zum Gesicht der Filmstadt Göttingen geworden.
Die Göttinger Filmgeschichte endet vorerst 1961
Nach nur 13 Jahren aber knapp 100 Spielfilmen verlagert sich die Filmproduktion wieder in die traditionellen Metropolen Berlin und München. Verhandlungen die Produktionsstätten des 1964 neu gegründetem ZDF in Göttingen anzusiedeln zerschlugen sich, sodass viele Mitarbeitende des Göttinger Ateliers abwanderten, was zum Ende der Göttinger Filmproduktionen führte.
Der Autor
Michael Petzel ist Experte für das deutsche Kino der 1950er bis 70er Jahre, die Blütezeit des deutschen Nachkriegsfilms. Er ist Verfasser und Herausgeber von Filmbüchern zu James Bond, Romy Schneider, Caterina Valente, Heinz Erhardt, Karl May und dem Hollywood-Kino. Zur Göttinger Filmvergangenheit hat er zahlreiche Gespräche mit dem Produzenten Hans Abich, dem Regisseur Rolf Thiele, dem Architekten Walter Haag und zahlreichen Schauspielern geführt.