Heute vor 100 Jahren war der Geburtstag eines der bedeutendsten Dichter Deutschlands: Paul Celan.
Celan erlebte den Nationalsozialismus und die Massenvernichtungen, wird geprägt durch die Ermordung seiner Eltern in Hitlers Konzentrationslagern und macht diese Geschehnisse zum Fokus seiner literarischen Gedichte.
Geboren am 23.11.1920 in Czernowitz, gestorben ca. 50 Jahre später hinterließ Paul Celan seinen Nachlass dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Seine Werke sind vielschichtig, vielfältig und haben auch Jahrzehnte später ihre Wirkung nicht verloren.
Zum Gedenken an Paul Celan lassen wir das Leben und Schaffen des deutschsprachigen Lyrikers und Künstlers der Nachkriegszeit Revue passieren und möchten aus diesem Grund auf unser neues Werk, die Monografie von Theo Buck, »Paul Celan (1920-1970)« aufmerksam machen.
Buck, der selbst im Oktober letzten Jahres verstarb, bezeichnete sich als Kenner, Liebhaber und Interpret der Werke Paul Celans, näherte sich sensibel dem Leben Celans und beschrieb in einer sanften Erzählweise die Geschichte eines großartigen und bedeutsamen Künstlers.
Die Biografie »Paul Celan (1920–1970)« nimmt den engen Zusammenhang von Leben und poetischem Schaffen eines Nachkriegsdichters und Künstlers in den Blick, der sein persönliches Trauma mithilfe von Lyrik zu verarbeiten versuchte und kläglich daran scheiterte. Viele seiner Gedichte waren mit furchtbaren Erinnerungen an den Holocaust verknüpft und auch Celans Muttersprache setzte er mit der Sprache der Wortführer bei der Massenvernichtung Millionen Juden in Deutschland gleich.
1920 in Czernowitz geboren lebte Paul Celan bis 1938 in einer Stadt, die die Heimat habsburgisch-orientierter Juden darstellte. Geprägt durch die Besetzung seiner Stadt durch die Sowjetunion, der Deportation und Ermordung seiner Eltern, der Massenvernichtung Millionen seiner Landsleute, jahrelanger Zwangsarbeit sowie seiner Flucht vor den Kommunisten findet sich in seinen Texten immer wieder das Motiv der Fremde und Ferne.
Celan verfasste jedoch nicht nur eigene Gedichte und Texte, in den Jahren 1946 - 1970 war er auch als Übersetzer und Dolmetscher tätig. Mit einer Leichtigkeit, die er sein ganzes Leben über nicht verloren hatte, wechselte er zwischen verschiedenen Sprachen hin und her und machte das Übersetzen für lange Zeit zu seinem Haupterwerb.
1948 zog es Paul Celan nach Abschluss seines Studiums in Bukarest nach Paris, wo er einzelne weibliche Bekanntschaften machte, die in einigen seiner Werke wiederzufinden sind. Auch seine Frau Gisèle Lestrange, eine französische Zeichnerin und Grafikerin, lernte er in Paris kennen und bekam mit ihr einen Sohn.
Aufgrund seiner psychischen Verfassung, die Wahnvorstellungen und Depressionen zur Folge hatten, wurde Celan des Öfteren in psychiatrische Kliniken eingewiesen. Im Jahre 1970 wählte er den Freitod und erlöste sich so von unerträglich gewordenen Lebenssituationen.
Weitere Titel zu Paul Celan:
Celan-Referenzen – Prozesse einer Traditionsbildung in der Moderne
herausgegeben von Natalia Blum-Barth und Christine Waldschmidt
Die Beiträger eröffnen den Blick auf ein breites Spektrum in Verfahren und Funktionen der dichterischen bzw. künstlerischen Bezugnahme auf Paul Celan. Sie thematisieren unterschiedliche Varianten der Fortsetzung, Aneignung und Reminiszenz, der affirmierenden und anerkennend kritischen Wiederverwendungen von Bildern und sprachlich-stilistischen Eigenarten Celan’scher Gedichte, von zum Zitat geronnenen poetischen Programmen und Dichtungsidealen. Das Interesse gilt dabei der Produktivität, welche diesen Bezugnahmen für die Dynamiken der Traditionsbildung in unterschiedlichen Medien zukommt.
Die Rezeption Paul Celans in Rumänien
von Bianca Bican
Untersucht werden die deutschsprachigen Medien und die rumäniendeutsche Literatur sowie die Erinnerungen rumänischer Dichter an Paul Celan und Veröffentlichungen seiner Werke in rumänischer Sprache. In allen aufgefundenen Spuren erscheint die Zensur als Begleiterin des literarischen Geschehens. Gleichzeitig entsteht aber auch das Bild eines während der kommunistischen Diktatur Nicolae Ceauºescus unternommenen Versuchs, dem kontrollierten Kulturbetrieb konkrete Formen kulturellen Überlebens entgegenzusetzen. Das Buch bietet Einblicke in totalitäre Zensurmechanismen und in einige der Strategien, mit denen diese umgangen wurden.
Foto: Wikimedia, Gedenktafel in Czernowitz, © Mehlauge, CC BY-SA 3.0. GNU Free Documentation License