Der erste Brief an Timotheus, EKK XV
Die hier vorliegende erste große wissenschaftliche Auslegung des 1. Timotheusbriefes in deutscher Sprache seit mehr als zwei Jahrzehnten setzt diese Forschungssituation voraus. Sie versteht die Pastoralbirefe als ein Schirftencorpus der dritten christlichen Generation, das Paulus in einer veränderten Situation neu zum Sprechen bringen und ihn so der Kirche als verbindlichen apostolischen Lehrer erhalten will. Dabei wird deutlich, dass diese Briefe ein wichtiges Stück der frühen Wirkungsgeschichte der paulinischen Theologie sind, durch das die spätere kirchliche Paulusrezeption weitgehend geprägt wurde. Die ausführlichen traditionsgeschichtlichen Analysen weisen detailliert nach, welche paulinischen Texte und Themen der Verfasser - ein Mitglied der kleinasiatischen Paulusschule um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert - aufgenommen und in welcher Richtung er neue interpretatorische Akzente gesetzt hat. Damit gewinnt der 1. Timotheusbrief eine überraschende Aktualität. Er will von der paulinischen Tradition her Antworten auf Fragen geben, die die Kirche seither immer wider beschäftigt haben udn die für uns heute besonders brennend geworden sind: Wie kann die Kirche in veränderten Situationen die Identität mit ihrem apostolischen Ursprung wahren? Wie soll sie ihren Auftrag gegenüber einer nichtchristlichen Gesellschaft und deren Lebensformen bestimmen? Besonders eindringlich behandelt J. Roloff die Probleme des Amtsverständnisses und der Ordination. Er will damit einen Beitrag zu einem der kritischsten Punkte der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion leisten.
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- Jürgen Roloff
- Dr. Jürgen Roloff war Professor für Neues Testament an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
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